Auferstanden aus den Tiefen – swook!

Zu theatralisch? Ja vielleicht aber ohne eine gute Überschrift sollte man nicht starten. Also wie ist swook! eigentlich entstanden und wieso das Thema „Handyhüllen selbst gestalten“? Fangen wir von vorne an. Direkt nach dem Studium wollte ich mehr als den typischen Job den man so direkt nach einem BWL Studium anfängt. Ich komme aus München also versucht man bei BMW unterzukommen oder einem der vielen Zulieferer. Ein Exot ist man schon, wenn man zu einem mittelständischen Unternehmen geht. Ich war damals schon über 10 Jahre mit meiner Freundin zusammen, einer Kommunikationsdesignerin und es hat sich so ergeben, dass wir uns zuerst zusammen auf das Thema Marketing gestürzt hatten und eine kleine Agentur aufgemacht haben. Um ganz ehrlich zu sein, war der Plan A ins Ausland zu gehen, um außerhalb Deutschlands zu arbeiten. Der Grund ist nicht, dass es mir hier nicht gefällt. Ganz im Gegenteil, aber ich hatte Fernweh. Sechs Monate hatte ich davor in Dubai gearbeitet und meine Diplomarbeit geschrieben und davor war ich ein halbes Jahr in Taipeh für ein Praktikum. Ansonsten eben die typischen Backpackerziele wie Thailand, Malaysia, Singapur, Philippinen und auch Neuseeland, plus einige Städte in Europa, USA etc. Ich wollte immer viel sehen, um den eigenen Horizont zu erweitern. Die Erfahrungen würde ich im Allgemeinen jedem empfehlen. ? Aber ich schweife ab.

Also Plan A mit dem Ausland ist fehlgeschlagen, da wir Schwierigkeiten hatten einen Job zu finden, so dass wir beide auch unterkommen. Geld war nicht wirklich da, so dass wir nicht lange durchgehalten hätten. Also kam Plan B zum Einsatz…die Selbstständigkeit. Was mich daran gereizt hat? Das ist einfach. Ich wollte zum einen wissen wie viel ich wirklich gelernt hatte und zum anderen ist die Hauptgrenze die man hat das eigene Können, Wissen und Ehrgeiz. Vielleicht sollte man Talent auch noch dazu nehmen. Wie durch einen glücklichen Zufall kam Christian, ein sehr guter Freund von uns, mit dem Anliegen auf uns zu, dass er gerne etwas mit uns beiden im Bereich Online Handel aufmachen würde. Also haben wir uns wochenlang immer wieder getroffen und Produkte diskutiert, die wir verkaufen könnten. Da war wirklich alles Mögliche dabei. Von Wachslichtern zu Styroporkugeln und vieles mehr. Irgendwann kamen wir auch zum Thema Handyhüllen. Aber das war einfach zu lame. Also musste eine Besonderheit her…und wir kamen auf den damaligen Boom zum Thema Selbst gestalten. Nur wie bekommt man ein Foto auf eine Hülle?

Die Technik war noch nicht soweit und man hatte den Umweg eine Folie zu bedrucken, diese passgenau zuzuschneiden und der Kunde klebt diese auf. Nicht ideal aber besser als nichts. Dann kam der Name und dieses Thema hat uns fast drei Monate gekostet. Man muss ja bedenken, dass man den Namen für immer hat… keine Chance auf Rückgabe also. ? Gina, eine der Mitgründerinnen, kam auf die Idee den Namen zusammenzusetzen aus dem Slogan den wir im Kopf hatten switch your look!. Das Produkt war also da, der Name auch und es konnte weitergehen. Gina ist bei uns die Designerin im Team und hatte sich das Programmieren nebenbei gelernt. Sie übernahm den Job den Webshop aufzustellen. Eine Mamutaufgabe und keiner glaubt uns bis jetzt, dass Gina das komplett allein gemacht hat, ohne jegliche Erfahrungen in diesem Bereich. Tja, wir hatten keinen Investor, keine wohlhabenden Eltern etc. Also muss eben das eigene Können oder sagen wir besser der Ehrgeiz ranhalten.

Mein Job war es zum einen Gina beim Webshop zu unterstützen, das rechtliche abzuklären wie AGB’s, Buchhaltung usw. Außerdem das Marketing auf die Beine zu stellen, wozu ich mich mit SEO und SEA auseinandersetzen musste. Das Thema mit der Produktion an sich teilten sich Christian und ich, wie auch das Thema Recht.

Jetzt war noch die Frage wo wir unseren Drucker, Laminator und das Büro hin packen sollten. Tja, sparsam zu sein, ist einfach, wenn man kein Geld hat. Also gingen wir in den Keller unseres Hauses in dem ich mit zwei anderen Freunden wohnte. 16 Quadratmeter, feuchte Wände und die Tageszeit ließ sich nur durch den Blick auf die Uhr deuten. Aber so ist das am Anfang eben und es machte wirklich Spaß. Wir haben die Nächte im Keller durchgetestet, um die beste Druckqualität zu bekommen, um dann ein Stockwerk weiter oben ins Bett zu fallen.

Natürlich gab es einige Rückschläge. Nehmen wir das erste Tool, das uns eine Agentur mit 3 Monaten Verspätung vorgesetzt hatte. Wow, war das schlecht. Da haben mir wirklich die Worte gefehlt. Diese Münchner Agentur hat es wirklich geschafft meine schlimmsten Befürchtungen nicht nur zu Erfüllen sondern, um Längen zu toppen. Das hat uns nicht nur finanziell in Probleme gebracht, sondern auch 6 Monate zurückgeworfen. Wir waren durchaus verzweifelt, und sind sogar damit online gegangen. Es gab sogar wirklich Bestellungen über dieses Tool und dafür muss ich mich auch entschuldigen bei jedem der das je gesehen hat. Hier haben wir nun zum Glück das Ganze im zweiten Anlauf in wunderbare Hände gegeben.

Der nächste Rückschlag betraf unsere ersten Feldversuche beim Thema Handyhüllen bedrucken. Hierfür waren wir in Mailand und haben unsere erste Ausstattung für den 3D Druck gekauft. Wieder im Keller angekommen, waren wir von der Qualität mehr als enttäuscht. Das nächste Investment in den Sand gesetzt? Also wieder zum Lieferanten gefahren, ihm gezeigt was unser Problem ist und dann kam der Hammer. „I’ve never seen this kind of good quality! How did you do it? Can you show me how to get this good quality?” Da hat man bei mir die ein oder anderen Gesichtsentgleisungen gesehen. Wir haben uns bei ihm in der Produktion umgesehen und es stimmte leider. Wir waren so beeindruckt, dass der Druck um die Ecken geht, dass wir nicht zweimal hingesehen haben. Unsere Qualität war wirklich besser, als alles was da herumlag. Nur das machte es lange noch nicht gut. Nicht mal eine Idee von gut.

Also wieder auf die Suche gegangen nach einem neuen Zulieferer und endlich fündig geworden. So ging es uns in vielen Bereichen und immer wieder waren wir am Abgrund an dem es nicht weiterging. Soviel Sch*** wie auch oft passiert ist, so oft hatten wir auch Glück auf den letzten Metern, dass doch noch der Fleiß bezahlt wurde. Nach zwei Jahren, sind wir dann zwar nicht aus dem Keller raus gewesen, aber zu mindestens haben wir ein weiteres Stockwerk im Haus als Büro genommen. Die Sicherung fand das eher weniger spaßig und ist regelmäßig rausgeflogen. Und nun sind wir seit über einem Jahr endlich in einem richtigen kleinen Büro mit angehängter Produktion. Diese knapp 120 Quadratmeter werden zwar schon wieder eng, aber es ist schon eine schöne Steigerung.

Es wäre gelogen wenn ich schreiben würde, dass wir nicht schon oft an die Grenzen gekommen sind, aber ich bin der Überzeugung, dass man sich als Start-Up auch gegen die Großen behaupten kann, wenn man mehr Ehrgeiz an den Tag legt. Ich kenne durch die Zulieferer viele Stories über die Qualität, die hier zum großen Teil produziert wird und auch bei Testbestellungen sehen wir es immer wieder. Das gilt nicht für jeden, aber bei manchen ist das schon unterirdisch. Auch bei uns passieren Fehler, was bei der Handarbeit zwangsläufig ist, aber das sind Fehler und nicht die Regel.

Einen ganz großen Dank an unsere fast 100.000 Kunden die uns inzwischen begleiten. Die haben uns gezeigt, dass man im Gegensatz zu unseren Konkurrenten auch ohne Investor oder großen Kredit was aufbauen kann.

 

Liebe Grüße

Michael