Der gute alte Lautsprecher
Ja ok, mit 35 gehöre ich vielleicht noch nicht zu denen, die nur am schimpfen sind über diese Jugend, aber ganz ehrlich gesagt. Es fängt um mich herum schon an. Ja auch ich finde es lächerlich, wenn ein 15-jähriger scheinbar nicht in der Lage ist das Handy richtig zu halten und es deshalb wie ein Tablett vor sich herträgt und sich über Lautsprecher mit dem Gegenüber unterhält. Ich habe es kapiert, der „Stefan hat seine Perle, Bitch“ genannt, weshalb nun wohl leider die Beziehung „fett am abkacken ist“.
Es war nie anders
Aber jetzt sind wir doch mal ehrlich. Wer ist denn bitte kein Trottel in diesem Alter? Ich für meinen Teil muss zugeben, dass ich im Nachhinein betrachtet ein ziemlicher Idiot war, der ganz klar der festen Überzeugung war, dass er nicht nur der Mittelpunkt der Welt ist, sondern auch allwissend. Ich dachte auch, dass es eine modisch Wahnsinns Idee war, sich eine orange Latzhose anzuziehen. Zum Glück hatte die auch an den Knien abgewetzten Stoff, dass auch bloß jeder erkannt hat, dass ich ein irrer Inlineskater war, der in der Halfpipe in etwa die Figur eines Happy Hippo auf Kullern hingelegt hat. Aber hey…so ist das nun mal in dem Alter und ganz ehrlich. Ich bin froh, dass ich der Prototyp eines Teenagertrottels war. Deshalb habe ich viel erlebt und auch gelernt was funktioniert und was nicht.
Z steht für „z“u weich
Hier an dem Punkt bin ich mir aber manchmal nicht ganz sicher, wie viele von unseren Teenies heute nur diese Phase haben und wie viele das auch noch mit 20 ernst meinen. Aber an dieser Stelle folgt nun die Kritik an der Generation Z. Es kommt mir manchmal vor als ob alle in einer schönen pluffigen Wolke leben mit einer Kuscheldecken zugedeckt. Bloß nicht zu stark anecken, die Worte immer mit Bedacht wählen und die Meinung hört sich an wie durch den Weichspüler gedreht. Hier kann man sich einem Vergleich aus der Promiwelt bedienen. Nehmen wir Fußball….ein Mario Basler oder Oliver Kahn, haben teilweise ihrer Meinung in die Welt geschrien. Ob das immer gestimmt hat? Mitnichten nein! Aber sie hatten zu mindestens eine Meinung und haben diese auch vertreten. Das verdient Respekt in meinen Augen. Heute hört sich jedes Interview gleich an. Das ist nicht nur einschläfernd, sondern macht auch alles uninteressanter. Woran das liegt? Hier kann man natürlich das übliche Bashing auf die Presse anführen und denen die Schuld geben. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Würde nämlich, dass was die Presse schreibt den Leser nicht dazu bringen, es lesenswert zu finden, würde sich Journalist mehr damit beschäftigen. Der Leser steht hier also auch in der Verantwortung. Ich erinnere mich an eine Frage eines Reporters an Zlatan ibrahimovic nach einem CL-Spiel gegen Bayer Leverkusen. Er hatte damals als Stürmer von PSG, Leverkusen teilweise und auch ein Tor mit seinem vermeintlich schwachen Fuß geschossen. Auf die Frage eines Reporters, wie er das denn mit seinem schwachen Fuß hinbekommen hat nur die lapidare Antwort…“Zlaten hat keinen schwachen Fuß.“ Ja, das mag arrogant sein. Na und? Ich mag nicht die Arroganz, aber die Eigenschaft nicht jeden Satz zurechtzulegen, bevor man ihn sagt. Diese Eigenschaft geht mir bei der kommenden Generation einfach ab.
Charakter bildet sich durch Ecken
Deshalb hier meine Bitte. Entwickelt wieder Ecken und Kanten. Als Dozent habe ich viel mit dieser Generation zu tun und wenn etwas fehlt, dann sind es die Ecken und Kanten. Der Vorteil ist natürlich für die wenigen die diese noch haben….sie stechen ganz schnell aus der Masse heraus. Also zieht die anderen mit. 😉
