Dropshipping oder eigenes Lager

Warum ist Dropshipping die Zukunft im E-Commerce? Man kann den Trend schon seit Jahren verfolgen, nur ist das inzwischen mehr als ein Trend. Es wird zu einer Grundsatzentscheidung, die in den nächsten Jahren jeder Online-händler für seine Ware treffen muss. Egal ob Start-Up, kleiner Händler mit 5-10 Sales am Tag oder Großhändler mit mehreren 100 oder 1000 Bestellungen am Tag. Nur warum nimmt dieses Thema von Jahr zu Jahr mehr Fahrt auf und für wen lohnt es sich wirklich umzusteigen vom eigenen Lager oder sogar Produktion der Ware auf einen Dropshipping-Partner? Was sind hier die Vorteile? Und was sind die Risiken?

Wettbewerb

Was haben Wettbewerber im E-Commerce denn mit der Entscheidung zu tun, ob man auf einen Dropshipping-Partner wechselt? Nehmen wir als Beispiel den großen, bösen Online-händler, der aufgrund seiner immensen finanziellen Mittel und der Tatsache, dass er aufgrund von Investoren über Jahre Verluste machen kann, auf das Prinzip der Marktverdrängung übergeht. Manche sind – zumindest für eine begrenzte Zeit – nicht auf Gewinne oder eine schwarze Null angewiesen und können somit einige Konkurrenten aus dem Markt drängen durch zum Beispiel Dumpingpreise bei der Ware oder Werbekosten, die nicht durch den Gewinn am Produkt gedeckt sind. Was erreichen die dadurch? Ganz simpel… Kleine Händler können hier unmöglich mit den Großhändlern mitgehen, da sie auf einen Gewinn am Produkt angewiesen sind. Als Folge müssen die kleineren Händler sich auf einen Bereich fokussieren. Entweder die Produktion und das Lager außer Haus geben, zum Dropshipper werden und sich auf das Marketing konzertieren oder das Marketing komplett herunterzufahren und selbst ein Dropshipping-Anbieter werden.

Auslastung der Maschinen

Ist man nicht nur Online-händler, sondern produziert die eigenen Waren auch, funktioniert das auf Dauer nur, wenn so viele Bestellungen vorhanden sind, dass die Maschinen auch ausgelastet sind. Man braucht aber nicht nur die erste Garnitur, sondern auch Backups, wenn mal eine Maschine Hopps geht. Nun eine simple Rechnung. Wer ist bessergestellt? Der Produzent, der nur für seine eigenen Endkunden produziert oder der, der sich auf die Produktion konzentrieren kann und für mehrere Großkunden produzieren kann? Nummer zwei kann nicht nur höhere Mengen von RHB’s bei den Lieferanten ordern, sondern auch sehr viel besser kleine Dellen in der Nachfrage abfedern. Fällt beim Händler A mal das Ranking um einen Platz, gibt es gleich einen 10%-20% Rückgang bei den Sales.

Herstellungskosten/Einkaufspreise

Hier kann man pauschal natürlich keine Aussage treffen, aber soviel kann man sagen. Man sollte die Preise potentieller Dropshipping-Partner mal genau unter die Lupe nehmen.
Auch die Zulieferer versorgen die Großabnehmer auf einem ganz anderen Level als die Kleinen hinsichtlich Geschwindigkeit, Qualität etc.
Vergleichen lohnt sich.
Zuallererst muss man natürlich für sich selber die Kosten für jeden Artikel kalkulieren, aber nicht nur den EK mit einbeziehen, sondern auch Punkte wie Lager, Ausschuss, Personal und bei einer Produktion natürlich auch die Maschinenkosten.

Qualität

Masse muss nicht zwangsläufig eine niedrigere Qualität für Endkunden bedeuten. Im Gegenteil… arbeitet man mit Spezialisten für bestimmte Produkte zusammen nimmt diese eher zu. Unternehmen, die sich auf ein bestimmtes Produkt konzentrieren, haben da nicht viel Spielraum. Die Konkurrenz ist groß und nur die, die beständig auf einem hohen Level ihre Waren verkaufen und versenden haben auf Dauer eine Chance. Bei unseren Textilien zum Beispiel ist das Thema Oeko-Tex ein fester Bestandteil unseres Marketings. Wir hätten gerade zu Beginn und folglich ohne eine ausreichende Masse gar keine Chance auf ein Oeko-Tex Label hinsichtlich der Kosten.
Einen negativen Punkt darf man aber auch nicht verschweigen… große Anpassungen sind speziell für ein Design kaum durchzuführen, da bei Masse alles auf Automatismen setzt.

Produktportfolio

Swook hatte angefangen mit Handyhüllen. Eine Erweiterung auf unser Produktportfolio so wie wir es jetzt anbieten ist kaum möglich ohne neue Partnerschaften oder ein gewaltiges Investment. In diesem Fall ist Dropshipping ein großer Vorteil.

Schnelligkeit

Hier wird es interessant, da es hier sehr stark auf den Prozess ankommt. In der Regel ist man schneller, wenn man alles im Haus hat. Man kann flexibel reagieren und kommt eine Bestellung um 14 Uhr rein, kann man sie schon nochmal schnell bis zur Abholung der Pakete fertig bekommen. Das ist mit Dropshipping-Partnern nicht so einfach. Am Prozess vorbei wird hier nur selten etwas möglich sein. Größe und Masse macht vieles besser aber ist so gut wie nie förderlich für Flexibilität. Wir verlieren ca. einen Werktag durch unsere Dropshipping-Partner was noch im Rahmen ist. Die Frage ist hier auch wie zeitkritisch die Produkte sind. Handelt es sich um eine Handyhülle, ist der Endkunde kaum bereit eine Woche zu warten. Sprechen wir aber von komplexeren oder hochpreisigen Produkten sieht das schon anders aus.

Service

Hier trennt sich nun die Spreu vom Weizen. Was passiert bei falsch versendeten Artikeln oder Fehlern bei der Herstellung der Ware? Wie flexibel ist der neue Partner? Für uns ein K.O. Kriterium, dass man erst bewerten kann, wenn alles schon läuft. Fehler passieren, aber ist man jedes Mal am Diskutieren, ob man den Artikel erstattet bekommt ist die Geduld schnell zu Ende. Hier hilft nur ausprobieren. Zusicherung und Verträge sind gut und schön, aber sagen nichts über den tatsächlichen Ablauf aus.

Abhängigkeit

Einen Kritikpunkt kann man unmöglich wegdiskutieren und das ist die Abhängigkeit zum jeweiligen Geschäftspartner. Je nach Abnahmemengen besteht natürlich eine gegenseitige Abhängigkeit und bleibt man ein sehr kleiner Partner hat man folglich einen sehr geringen bis gar keinen Hebel bei Preiserhöhungen und so weiter.
Ob sich Dropshipping für einen lohnt ist eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss, aber man kann vorwegnehmen, dass eine Dropshipping-Lösung in den meisten Fällen sinnvoll ist. Von einem Trend kann man da wohl nicht mehr sprechen, da sich die Make-or-buy Entscheidung seit Jahren in die Richtung Outsourcing entwickelt. Fragt mal einen beliebigen Autohersteller wie viel der Teile er wirklich selbst noch herstellt, hier outen sich die meisten wohl als Dropshipper 😉
Inzwischen sind die Möglichkeiten im E-Commerce allerdings nicht nur für Großhändler, sondern auch für kleine Online-händler immer interessanter, da die technische Umsetzung durch einfache API’s etc. kein Hexenwerk mehr ist.