Gestaltungstool programmieren lassen

Schon mal überlegt wo die meisten Shops, die im Bereich der personalisierten Produkte tätig sind, ihr Gestaltungstool her haben? Ganz ehrlich, wir haben komplett im Trüben gefischt und wussten kaum wo wir anfangen sollen. Beim ersten Wurf kann man uns sogar eine gewisse Naivität unterstellen. Wir hatten über Umwege ein kleines Büro gefunden, die uns hier Unterstützung angeboten hatten.

Also haben wir ein kleines Lastenheft geschrieben und an Hand eines Beispiels eines Mitbewerbers aufgezeigt wohin die Reise gehen soll. Der Preis war nicht günstig und im niedrigen fünf-stelligen Bereich, aber wir waren froh, dass es wohl bald losgehen konnte mit dem Verkauf. Der Shop selbst, die Produktion und alles Stand inzwischen und dann ging das Abenteuer los. Um es kurz zu machen, es erinnerte eher an die Reise die man als Kind macht und am Ende kommt raus, dass der Weihnachtsmann doch nicht existiert. Es gab endlose Verzögerungen, Aufstockungen des Budgets und als es endlich fertig war traute ich meinen Augen kaum. Es sah aus wie eine Beta Version von Pong. Es gab glaube ich nicht viel Momente in denen wir alle eine größere, berufliche Enttäuschung erlebt hatten. Es ist wohl zu vergleichen mit… man kauft sich ein Haus und schaut es sich dummerweise erst an, wenn es schon gebaut ist. Die Decke schimmelt, die Wände sind schief und die Fenster wurden vergessen. Kaum gegründet haben wir ernsthaft überlegt gleich wieder zu schließen, da das Geld weg war.

Das war auch unser Fehler, da unser Lastenheft zu „larifari“ war. Wir hatten die verrückte Idee, dass der Programmierer nicht komplett inkompetent war. Er hatte technisch alles richtig gelöst nur sah es zum Weglaufen aus und ließ sich auch so bedienen.
Warum ich dieses negative Beispiel so ausführlich erzähle? Weil man aus Fehlern sehr viel lernen kann.
Also was braucht man in all diesen Bereich, wenn es um Gestaltungstools, Plugins und sonstige Sonderlocken für den Webshop geht?

Lastenheft

Ich meine hier nicht so ein paar Zeilen sondern macht eine Bibel draus. Der Programmierer darf keine Chance haben auch nur 5% abzuweichen von eurer Vorstellung. Auch jeder Pfeil, jeder Button…wirklich alles muss genau vorgegeben sein. Das ist richtig Arbeit und wird euch Tage kosten, aber es geht um euer Geld.

Zwischenstände

Lasst euch hier nichts vormachen. Macht klare Deadlines aus und Meilensteine zu denen ihr was sehen wollt. Dann könnt ihr im schlimmsten Fall noch die Bremse reinhauen. Und lasst euch nicht abwimmeln. Wenn einer das möchte, dann lasst es. Vor Transparenz haben nur die Angst, die ihren Job nicht sauber machen.

Budget

Legt das Budget ganz klar fest und besprecht auch zu Anfang was passiert, wenn es nicht ausreicht. Und glaubt mir… es wird nicht reichen. Der Programmierer will den Auftrag haben und geht folglich mit dem Angebot an sein Minimum, das er nie halten kann. Es ist IMMER so und falls ihr eine Ausnahme erlebt, dann ist das einer von 100.

Persönliche Ebene

In meinen Augen ein sehr wichtiger Punkt. Wie kommt ihr mit eurem Gegenüber klar? Unterschätzt das nicht. Die persönliche Ebene sollte bei einer engen Zusammenarbeit nicht vernachlässigt werden.

Langfristige Bindung

Eines muss euch klar sein. Bei vielen dieser Projekte seid ihr zwar irgendwann fertig, aber ihr bindet euch auch. Natürlich gehört euch das Plugin oder das Tool danach, aber was ist bei Änderungen? Ein anderer Dienstleister wird sich schwer tun. Wir haben nun seit Jahren den gleichen IT-Dienstleister und sind happy mit der Zusammenarbeit. Er wiederum hat eine kontinuierliche Einnahmequelle mit uns.

Mitdenken

Jetzt wird es schwierig. Es gibt zwei Arten von Dienstleistern. Der eine macht alles streng nach eurem Lastenheft was auch gut ist, ABER es gibt noch die Königsdisziplin und zwar welche die sogar wirklich selbst Vorschläge bringen und das Lastenheft kritisieren. Wenn ihr den Typus gefunden habt haltet ihn fest und lasst ihn nie mehr los.

Testen, testen, testen

Bevor ihr ein Projekt abnehmt testet es ausgiebig. Nachträglich hier noch was zu ändern ist meistens mit vielen Diskussionen verbunden, die man vermeiden kann.

Wir haben einmal dieses furchtbare Negativbeispiel gefolgt von einem tollen Positiv-Beispiel. Nach dem ersten Debakel sind wir neu an die Sache ran gegangen und haben die 6 Punkte befolgt.

Interessant war die Preis Range, die wir bekommen hatten. Von 6000,- bis 70.000,- war alles dabei. Und das beim gleichen Lastenheft. Nach der Erfahrung mit der kleinen Agentur, sind wir nach vielen Telefonaten mit allen Dienstleistern beim kleinsten gelandet und auch bei einem der Angebote, die zu den günstigeren gezählt hatten. Der Hauptgrund war einfach. Er hatte unser Lastenheft im Grunde genommen auf den Kopf gestellt und hatte an jeder Stelle Vorschläge wie man es besser machen könnte. Am Ende haben wir das Lastenheft mit ihm zusammen neu aufgesetzt. Das konnte uns keiner liefern und der ein oder andere hätte einfach alles umsetzt und bewusst Fehler, die wir im Lastenheft hatten umgesetzt ohne einen Ton zu sagen.

Alle diese Punkte gelten für ein Gestaltungstool ebenso wie für Plugins im Shop, die man sich programmieren lässt. Es gibt auch ein paar simple Regeln, an die man sich gewöhnen sollte.

  • Das Budget wird in der Regel nicht reichen. Rechnet mit einem Puffer von ca. 30-40%
  • Beim Zeitraum gilt das gleiche. Geht nicht von dem anvisierten Zeitplan aus. Rechnet auch hier mit einer Überziehung. Mit Geld lässt sich hier vieles regeln, aber ihr könnt ein Projekt so auch günstiger machen, indem ihr dem Dienstleister mehr Luft gebt.

Wir sind inzwischen mehr als glücklich mit unseren Tools, aber musste es auf die harte Art lernen. In diesem Sinn war es wohl sogar positiv, dass beim ersten mal alles schief gelaufen ist. Solange man aus seinen Fehlern lernt.