Wer ist dieser Yung Hurn?

Yung Hurn – in welchem Genre bewegt er sich? Ganz ehrlich: so ganz gerafft habe ich es immer noch nicht. Da scheine ich allerdings nicht die Einzige zu sein. Einige würden ihn in das Genre Hip Hop einordnen, wieder andere versuchen mit Bezeichnungen wie „Cloud-Rap“ und „Trap“ ins Schwarze zu treffen. Dennoch gilt: so sicher scheint sich mit der Einordnung keiner zu sein.

Als mein Freund mir vor Monaten das erste Mal seinen Track „bianco“ vorspielte war ich vor allem eines: verwirrt. Da mein Freund total auf diesen Mist abfuhr, tat ich ihm den Gefallen und hörte mir an, was Yung Hurn da so „zu sagen hatte“. Wenn man das überhaupt so sagen kann… Yung Hurn rappt quasi in Dauerschleife „der Scheiß ist weiß – bianco“. Nachdem ich fertig damit war mir diesen unglaublich geistreichen Track reinzuziehen schrieb ich meinem Freund verwirrt die Nachricht: „Ich verstehe die ganze Zeit ‚der Scheiß ist weiß‘“. Darauf kam nur die Antwort: Ja, genau das rappt er ja auch. Jaaaa… Ich muss ehrlich zugeben: Mir fehlte am Anfang echt jegliches Verständnis für seine Musik, denn ich hatte zuvor noch nichts in die Richtung gehört. Wenige Wochen später zeigtemein Freund mir dann Yung Hurns „Love EP“. Zugegeben: Ich konnte mit dieser EP tatsächlich mehr anfangen. Ich war es von Yung Hurn gewohnt, dass er sich ein, zwei Liedzeilen ausdachte und diese dann mehr oder weniger den ganzen Track über wiederholte. Dann fügt man noch etwa 50-100 Wiederholungen des Wortes „Ja“ hinzu und fertig ist der Track. Diesmal allerdings, muss ich zugeben, hatte ich das Gefühl es würde, sagen wir es mal vorsichtig, mehr dahinterstecken. Als ich allerdings folgende Äußerung des Künstlers las: „Wenn ein Text bei mir länger als zehn Minuten dauert, ist er schon meist nicht mehr gut.“, wurde mir klar, dass es nicht seine Intention ist, dass viel hinter seinen Texten steckt. Und genau das begann ich nun zu verstehen. Das faszinierende an seiner Musik ist, dass er sich für seine Texte nicht wochenlang hinsetzt und sich das Hirn zermartert, wie er denn nun am besten die Message rüberbringt. Viel mehr kommt es wohl darauf an je kürzer er dafür braucht, umso besser. Als mein Freund mir damals das erste Mal „Bianco“ von dem Wiener Musiker, in Zusammenarbeit mit seinem Stuttgarter Kollegen Rin, zeigte, hätte ich niemals gedacht, dass der Track so durch die Decke gehen würde. Innerhalb von nur wenigen Wochen aber wurde er auch in meinem Freundeskreis immer bekannter. Bei den nächsten Hauspartys, auf denen ich war, war „Bianco“ dann noch kaum wegzudenken. Leute, bei denen ich nie dachte, dass die auf eine Musik wie diese abfahren würden, feierten plötzlich seine Musik und gingen dazu ab wie Schmitz Katze. Und heute gehe ich auf YouTube und sehe, dass der von Rin und Yung Hurn produzierte Track bereits bei fast 8 Millionen Klicks liegt. Eins muss man Yung Hurn lassen: obwohl man sich erst an seine Art von Musik und sein Genuschel beim Rappen gewöhnen muss, seine Songs bleiben (gewollt oder ungewollt) letztendlich im Ohr. Es mag sein, dass man, um die Musik des Wiener Musikers zu verstehen, ein Weilchen braucht, aber irgendwas scheint er ja richtig zu machen, wenn er nach so kurzer Zeit schon mit ausverkauften Konzerten prahlen kann.